Blutzuckermessung im Überblick
Bei der Blutzuckermessung wird der Wert für den Blutzuckergehalt des Blutes ermittelt, also die Konzentration an gelöster Glukose im Blut. Als Maßeinheit für Blutzucker gelten in Österreich Milligramm pro Deziliter (mg/dl).
Der Blutzuckerbestimmung kann aus dem Kapillarblut oder aus dem Blutplasma bzw. Serum erfolgen (durch eine venöse Blutabnahme).
Wann ist eine Blutzuckerbestimmung sinnvoll?
Der Blutzucker ist ein wichtiger diagnostischer Messwert, sowohl in der Akutmedizin für die Ersteinschätzung beim kritisch kranken oder bewusstlosen Patienten als auch für das Screening oder Verlaufskontrolle von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Was bewirkt Blutzucker im Körper?
Alle Organe bzw. Zellen des Körpers benötigen Energie, damit sie ihre Funktion und Aufgaben nachkommen können. Traubenzucker (Glukose) ist ein wichtiger schneller Energielieferant für die Körperzellen, neben den Fetten, welche als wichtiges Energiereservoir im Körper dienen.
Das Gehirn ist ein sogenannter „Glukose-Vielfraß" und ist für seine optimale Funktion von einer konstanten Glukose-Zufuhr abhängig. Die Aufnahme der Glukose in die Zellen erfolgt normalerweise mit Hilfe des Hormons Insulin. Das Gehirn ist ein sogenannter „Glukose-Vielfraß" und ist für seine optimale Funktion von einer konstanten Glukose-Zufuhr abhängig. Das Gehirn ist aber eine Ausnahme, da hier Glukose ungehindert die Bluthirnschranke überwinden kann und somit auch ein rasches und gleichmäßiges Glukose-Angebot ermöglicht wird.
Dieses Angebot ist auch unbedingt notwendig, da das Gehirn im Gegensatz zu den anderen Organen im menschlichen Organismus keine Fettsäuren über die Bluthirnschranke als Energielieferant aufnehmen kann.
Wie hoch ist ein normaler Blutzuckerwert?
Der Blutzuckerwert ist abhängig von der Nahrungsaufnahme, Aktivitätslevel, Insulinproduktion sowie vielen anderen Faktoren. In nüchternem Zustand, also nach mindestens 8 Stunden ohne Nahrungsaufnahme, liegt der Glukosespiegel im Blut unter 100 Milligramm pro Deziliter.
Blutzuckergrenzwerte (venöse Plasmaglukose in mg/dl (mmol/l)) |
nüchtern | 2h nach 75g Glukose p.o. oGtt |
Normale Glukose | < 100 (<5,6) | - |
Gestörte Nüchternglukose | 100-125 (5,6-6,9) | - |
Diabetes | ≥ 126 ( ≥7,0) | - |
Normale Glukose | - | |
Gestörte Glukosetoleranz | - | 140-199 (7,8-11,1) |
Diabetes mellitus | - | ≥ 200 ( ≥ 11,1) |
Was ist Diabetes?
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch erhöhte Blutzuckerwerte und den daraus resultierenden Folge-Erkrankungen gekennzeichnet ist. Es wird in 2 Hauptgruppen untergliedert: Typ 1 Diabetes und Typ 2 Diabetes. Weiteres gibt es noch Sonderformen sowie Schwangerschaftsdiabetes.
Beim Typ 1 Diabetes besteht ein absoluter Mangel an Insulin, welches für die Zuckeraufnahme in den Zellen notwendig ist. Grund für diesen Mangel ist die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse durch Autoimmunprozesse. Dies geschieht meist schon im frühen Kindes- und Jugendalter, in seltenen Fällen auch im späteren Erwachsenenalter.
Bei der Entwicklung eines Typ 2 Diabetes ist das Zusammenkommen von mehreren Faktoren ursächlich. Übergewicht, mangelnde körperliche Bewegung, falsche Ernährung, genetische Einflüsse und Rauchen zählen zu den wichtigsten Ursachen in der Entstehung des Typ 2 Diabetes. Im Gegensatz zum Typ 1 Diabetes liegt beim Typ 2 Diabetes vor allem am Beginn eine verminderte Insulinwirkung (Insulinresistenz) vor, weshalb – trotz Vorhandensein von Insulin – die Glukose nicht in ausreichender Menge von den Zellen aufgenommen werden kann und es folglich zur Hyperglykämie kommt. Die Bauchspeicheldrüse versucht kompensatorisch noch mehr Insulin zu produzieren um den relativen Insulinmangel auszugleichen. Folglich kann es bei langer Krankheitsdauer und nicht optimaler Therapie ebenso zunehmend zu einer Erschöpfung der Insulinreserven der Bauchspeicheldrüse kommen und damit letztendlich zu einem absoluten Insulinmangel wie beim Typ 1 Diabetes.
Was ist Prädiabetes?
Prädiabetes ist eine noch reversible Vorstufe zum Diabetes und ist wie folgt definiert: Nüchtern-Blutzucker zwischen 100 und 125 mg/dl (gestörte Nüchternglukose), der HbA1c zwischen 5,7 und 6,4 Prozent oder eine Plasmaglukosekonzentration zwei Stunden nach einem oralen Glukosetoleranztest zwischen 140 bis 199 mg/dl (gestörte Glukosetoleranz). Etwa fünf bis zehn Prozent der Personen mit Prädiabetes entwickeln pro Jahr einen Diabetes mellitus. Durch Lebensstilmodifikation, adäquate Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme und regelmäßige körperliche Aktivität kann ein Fortschreiten zum Diabetes verhindern werden.
Was bedeutet ein zu hoher Blutzuckerwert?
Der Fachausdruck für einen zu hohen Blutzuckerwert ist Hyperglykämie. Beim Diabetes mellitus handelt es sich um eine krankhafte Störung des Zuckerstoffwechsels, wodurch der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Eine chronisch erhöhter Blutzuckerwert hat schwere Schäden an Gefäßen, Nerven und Organen zur Folge, weshalb eine rechtzeitige Diagnose des Diabetes mellitus enorm wichtig für eine Vermeidung von Akut- Folgekomplikationen sowie für eine Wiederherstellung und Erhalt der Lebensqualität ist. Typische Symptome einer Hyperglykämie sind: erhöhte Harnausscheidung, gesteigertes Durstgefühl, Gewichtsverlust, Sehstörungen, vermehrte Infektanfälligkeit, Müdigkeit. Diese Symptome der Hyperglykämie entwickeln sich in aller Regel langsam. Bei deutlich erhöhten Blutzuckerwerten (>600 mg/dl) über mehrere Tage kann es aber auch zu akuten Folgen der Hyperglykämie kommen – das sogenannte hyperosmolare diabetische Koma, welches durch eine ausprägte Dehydration, Elektrolytentgleisungen und Bewusstseinsstörungen gekennzeichnet ist.
Was bedeutet ein zu niedriger Blutzuckerwert?
Ein zu niedriger Blutzucker (Hypoglykämie) kann verschiedene Ursachen haben. Ein häufiger Auslöser für einen Unterzucker kann z.B. eine Überdosierung von Insulin beim insulinpflichtigen Diabetikerinnen oder Diabetikern sein. Die Symptome bei Unterzucker entwickeln sich im Gegensatz zum Überzucker (Hyperglykämie) aber rasch und führen je nach Schweregrad zu typischen Symptomen (Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Heißhunger bis zu neurologischen Ausfallserscheinungen und Bewusstlosigkeit). Deshalb ist die Blutzuckerbestimmung ein wichtiger Parameter in einer unklaren Notfallssituation.
Was sind typische klinische Symptome für einen Verdacht auf Diabetes mellitus?
- Leistungsabfall
- Ungewollter Gewichtsverlust
- Hautpilzerkrankungen
- Häufige Infekte
- Schlechte Wundheilung
- Häufige Harnwegsinfekte
- Vermehrtes Durstgefühl und vermehrter Harndrang
- Depressionen
Was sagt der Blutzuckerwert aus?
Das einmalige Messen des Nüchtern-Blutzuckers ist eine Momentaufnahme, die jedoch wichtige erste Hinweise auf mögliche Erkrankungen liefern und weiterführende Untersuchungen (z.B. oraler Glukosetoleranztest oGTT, Langzeitzuckerbestimmung HbA1c) anstoßen kann. Wenn für eine Patientin oder einen Patienten Resultate aus zwei unterschiedlichen Testmethoden vorliegen, die beide über den Grenzwert liegen, kann die Diagnose Diabetes mellitus gestellt werden. Andernfalls muss einer der Tests wiederholt werden. Die Wiederholungen der Test sind notwendig, um möglichen Laborfehlern und der Testvariabilität Rechnung zu tragen.
Was ist ein oraler Glukose-Toleranz-Test?
Der orale Glukosetoleranztest (Zuckerbelastungstest) gilt als weiterführende Diagnostik bei Verdacht auf einen Diabetes mellitus oder für den Nachweis eines gestörten Glukosestoffwechsel (Glukosetoleranzstörung). Der Test dauert ca. 2 Stunden und hat einen definierten Ablauf: Der Patient trinkt eine genau festgelegte Menge einer Glukoselösung (75g Glukose). Sowohl vor Testbeginn als auch 2 Stunden nach Trinken der Glukoselösung wird eine BZ-Messung durchgeführt. Anhand der gemessenen BZ-Werte können dann weitere diagnostische Rückschlüsse gezogen werden (siehe obige Tabelle).
Was ist der HbA1c-Wert bzw. Langzeitzucker?
Alternativ zum Nüchtern-Blutzucker kann der Langzeitzucker (HbA1c) im Rahmen einer Blutabnahme bestimmt werden. Der Langzeitzucker kann alternativ als „Blutzuckergedächtnis" bezeichnet werden und gibt Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten acht bis zwölf Wochen und ist deshalb ein geeigneter Parameter bei der Diagnose und Behandlung eines Diabetes mellitus. Der HbA1c-Wert beim Gesunden liegt bei kleiner als 5,7%. Wenn der HbA1c-Wert ≥ 6,5% beträgt, kann die Diagnose Diabetes mellitus gestellt werden. Liegt der HbA1c zwischen 5,7% bis 6,4% ist von einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus (Prädiabetes) auszugehen und eine weitere Abklärung bzgl. eines Diabetes mellitus Typ 2 empfohlen.
Was ist bei einer Blutabnahme zu beachten?
Sie sollten zur Blutabnahme für die Blutzuckerbestimmung nüchtern kommen. Das stellt sicher, dass Ihre Blutwerte so wenig wie möglich durch die Nahrungsaufnahme beeinflusst werden und der Blutzucker bestmöglich gemessen werden kann. Auch die Vergleichbarkeit der Werte ist bei nüchterner Blutabnahme einfacher möglich. Nüchtern bedeutet, dass Sie acht bis zwölf Stunden vor Ihrem Termin nichts mehr essen sollten. Auch auf das Rauchen sollten Sie verzichten. Das Trinken von Wasser oder ungesüßtem Tee ist aber möglich.
Wie wird kapillares Blut entnommen?
Zur Blutzuckerbestimmung reicht ein Tropfen Blut, der einfach und schmerzfrei gewonnen wird. Hierzu wird die Haut zunächst desinfiziert und danach mit einer scharfen Lanzette angeritzt. Die Ärztin oder der Arzt überträgt das Blut dann auf einen Messtreifen oder in ein dünnes Glasröhrchen zur weiteren Untersuchung. Zur Förderung der Durchblutung der Haargefäße kann dabei zusätzlich mit Hilfe einer kurzen Massage oder einem warmen Wasserbad angeregt werden.
Was ist kapillares Blut?
Kapillarblut ist jenes Blut, das die Ärztin oder der Arzt aus den feinsten Blutgefäßen des Körpers gewinnen. Diese heißen Haargefäße oder Kapillare. Die Abnahme von Kapillarblut erfolgt aus der Fingerkuppe oder dem Ohrläppchen. Kapillarblut eignet sich aufgrund des hohen Anteils an arteriellem Blut besonders gut für die Bestimmung des Blutzuckers.